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Die Ausgangssituation zur finalen Runde der Saison 1926/1927 im italienischen Frauenfußball könnte spannender nicht sein. „Le Donne di Puccini“ und die „Verdivas“ führen punktgleich die Tabelle der Serie O an. Noch hat Puccinis Team dank des besseren Torverhältnisses die Nase vorn. Nur einen Punkt dahinter ist das Team „Coloratura Donizetti“, der morgige Gegner der Donne im Stadion von Lucca. Die „Verdivas“ erwartet im Auswärtsspiel gegen Pergolesis „Serva di Padrona“ die ungleich leichtere Aufgabe.
Zur abschließenden Pressekonferenz der Gastgeber hat Meistertrainer Puccini seine Mittelstürmerin und beste tiratrice mitgebracht. Den zahlreich erschienenen Journalisten sind insgesamt nur drei Fragen an Turandot (31) gestattet. Andernfalls könnten in den Redaktionen Köpfe rollen.
Erste Frage, Pierluigi Ricordi, La Gazetta dello Sport:
„Violetta und Sie haben bislang gleich viele Tore erzielt. Wer wird Torschützenkönigin ?”
Turandot:
„Königin oder Kaiserin kann nicht jede sein. Man muss das Feuer spüren, das Dich zu Eis werden lässt. Es kann nur eine geben: Turandot!“
Zweite Frage, Gaetano Sonzogno, Il Messagero:
„Das ist eine schöne Metapher, die sie hier gewählt haben. Wie spüren Sie dieses Feuer?“
Turandot:
„Es fühlt sich an wie eine lodernde Flamme oder manchmal wie ein Rausch, es glänzt lebhaft wie ein Sonnenuntergang, es ist wie ein Fieber an Ungestüm und Glut – ja, man spürt es – im Blut!“
Dritte Frage, Renato Adami, Cronista Sportivo, La Sera:
„Was raten Sie jungen FußballerInnen, die erst am Anfang Ihrer Karriere stehen? Was ist das wichtigste im Fußball?“
Turandot:
„Der Glaube ist sehr wichtig, doch der Anfang einer Karriere ist nicht ihr Ende. Jedes Spiel, jeder Tag, beginnt von vorne, es steht immer 0:0 zu Beginn, auch wenn dies trügerisch scheint. Die ganze Fußballwelt, jeder Fan, fleht sie an, und sie wir immer wiedergeboren – ja, das allerwichtigste ist – die Hoffnung!“
Ein Raunen geht durch die Journalistenmenge. Viele schauen sich verdutzt an, als hätten sie die Antwort nicht recht verstanden. Die Pressesprecherin, der Meistertrainer und die Mittelstürmerin erheben sich bereits als ein junger, unbekannter Schreiberling vom Corriere dei Carabinieri all seinen Mut fasst, und eine weitere, die verbotene Frage stellt:
„Scarpia ist mein Name! Es heißt, Tosca hätte den härtesten Schuss im Team. Können Sie das als beste Schützin bestätigen?“
Turandot denkt kurz nach. Immer, wenn sie von männlichen Fragestellern aufgefordert wird etwas zu bestätigen, wird sie skeptisch, hinterfragt den Fragenden und antwortet: „Ich muss mich nicht vor ihrem Schuss fürchten, die Gegner sollten das tun. Doch an Ihrer Stelle würde ich mich vor Toscas Kuss in Acht nehmen!“
Damit ist die Pressekonferenz beendet. Noch größeres Raunen unter den Journalisten, niemand wagt es nachzufragen, wie das mit dem Kuss gemeint ist. Alle bedauern den jungen Scarpia. Seine Zukunft als Gendarmerieschreiber dürfte der Vergangenheit angehören.
The postcard
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