Die Bedeutung von Spielerfrisuren ist in den letzten Jahren außergewöhnlich angestiegen. Frühere Spielergenerationen hatten vielleicht eine Frisur für die ganze Karriere. Heute werden sie mitunter von Spiel zu Spiel gewechselt.
Es ist nur mehr eine Frage der Zeit bis Fußballspiele gestoppt werden, damit der Teamfriseur eine abstehende Strähne eines Spielers glätten kann, denn sonst könnte eine derartige Zerstörung der sorgfältig geformten Haartracht die „Haarmonie“ der gesamten Mittelfeldraute stören.
Die Rolle der Haare für den individuellen Erfolg, oder jenen des Teams, ist überaus komplex. Die Geschwindigkeit der sich ändernden Spielerfrisuren bedeutet gleichzeitig, dass die meisten Studien hierzu überflüssig werden, noch bevor sie genügend statistisch aussagekräftige Ergebnisse liefern.
Allerdings sind jüngste Bemühungen etwa das Fachwissen der Chaostheorie hier anzuwenden – initiiert im bahnbrechenden Aufsatz von Prof. Wiseman in Physical Letters („Self-organised criticality, nonlinear systems and Jack Grealish“) – äußerst vielversprechend.
Allen Schwierigkeiten zum Trotz, unsere eigenen Analysen bringen mehrere Theoriemodelle hervor, in denen taktische, strategische und psychologische Komponenten der Haartracht im Fußball erläutert werden. Zum Beispiel:
Die List der Doppelgänger: Spieler bekommen ähnliche Haarschnitte um die Gegner zu verwirren, etwa hinsichtlich der Deckungsaufgaben und dergleichen. Dieser Schuss kann aber auch nach hinten gehen, nämlich dann, wenn die Spieler selbst verwirrt sind, wer sie sind und wo sie spielen sollten.
Die Assoziative Gleichheit: gleiche Frisuren innerhalb eines Teams können individuelle Leistungen bestimmen um etablierte Teammuster zu bestätigen. Manchen auch als Arsenal Theorie ein Begriff, benannt nach der Verknüpfung zwischen Arsenals Braver-Bub-Frisuren und dem zugesprochenen Mangel an Härte des Teams in entscheidenden Spielen.
Assoziative Gleichheit kann sich auf Trainer- und Managerentscheidungen auswirken, zum Beispiel, wenn Transferziele von Frisuren determiniert werden (siehe Granit Xhakas Wechsel 2016 zu Arsenal).
Die Signalwirkung (beabsichtigte Kommunikation): hier ist ein Haarschnitt eine Absichtserklärung, am häufigsten zu beobachten, wenn ein Spieler versucht sich ein Piraten Image zu verpassen.
Der Ich-Selbst-Ansatz: der Haarschnitt als eine Reflexion der immanenten Fußballerpersönlichkeit und des Spielstils, ist am augenscheinlichsten bei Venusspielern zu beobachten.
Der Einsatz der persönlichen Frisur als psychologische Waffe kann extrem effektiv sein, wenn insbesondere positive Aspekte der eigenen Persönlichkeit oder des Spielstils betont werden, z.B. der glattrasierte Kopf eines beinharten Verteidigers.
Diese Taktik geht allerdings nach hinten los, wenn die Haare eher negative Qualitäten reflektieren. Ungekämmte Haare können auf einen undisziplinierten Spieler hindeuten, was zum Beispiel Gegenspieler dazu veranlassen könnte einen solchen Spieler mehr als gewöhnlich zu provozieren.
Das Zugehörigkeitssignal: die Frisur ist eine individuelle Erklärung der Leidenschaft für (oder der Zugehörigkeit zu) bestimmte Dinge oder der fußballerischen Herkunft. Sehr häufig ist das bei internationalen Spielen zu sehen, wo ein Spieler seine Haare in den Landesfarben trägt. Das kann ein Zeichen eines erhöhten Einsatzwillen sein, das obwohl dieser Spieler Gefahr läuft, wie ein Depp auszusehen.
Der Veränderungskatalysator: hierbei wird eine veränderte Frisur dazu benutzt eine Formkrise zu brechen (einige Forscher behaupten, dies sollte als Subkategorie der Signalwirkung gelten). Gleichwohl kann der sorglose Einsatz der Haarveränderung aus rein modischen Gründen auch eine Formverschlechterung bewirken (siehe Fernando Torres, nachdem er sich einfach so von seinen knabenhaften engelsgleichen Locken getrennt hat).
Hierzu bedarf es künftig vermehrter Forschungsanstrengungen. Erst dann können diverse Einflussfaktoren der Frisurengestaltung, deren gegenseitige Abhängigkeiten und Wechselwirkungen bestimmt werden.
Das Team Management: ähnlich der Assoziativen Gleichheit, geht es hier darum, dass proaktives Mannschafts -Haare-Management ein bestimmtes Image kreiert oder auf eine bestimmte Wirkung abzielt, indem der Teamgeist gefestigt oder der Gegner eingeschüchtert wird.
Zum Beispiel könnten gleichförmige Haarschnitte Einigkeit signalisieren, während ein angebrachter Frisurenmix (siehe auch Ich-Selbst-Ansatz) darauf hinweist, dass ein Team unterschiedlicher Charaktere und Spielstile bedarf, um das Spiel zu gewinnen.