Dort, wo schwarze Katzen auf Rotkehlchen treffen.
Dort, wo sich Heilige und rote Teufel am Rasen gegenüber stehen, und Kirschen gegen Karamellzuckerl antreten.
Dort, wo Rote gegen Blaue spielen und sich Fuchs und Tiger gute Nacht sagen.
Fußballfans wissen, dieses Dort ist das Mutterland des Fußballs, England.
Hier trägt jeder Verein, der etwas auf sich hält, noch einen Beinamen, den er hoch hält. Der beinahe wichtiger ist als der offizielle Name. Den die Anhänger verinnerlicht haben, der Ihnen eine Identität und Zugehörigkeit verleiht. Mehr noch als der offizielle Vereinsname. Der allein schon eine britische Besonderheit darstellt und manchmal als Fingerzeig des britischen Humors betrachtet werden kann.
Zu allen Beinamen gibt es eine eigene Geschichte. Manchmal kann man sich auch gar nicht auf eine einzige Geschichte einigen. Die Bedeutung dieser zusätzlichen Namen für die Clubs ist im Sinne der Namenstheorie nicht zu unterschätzen. Vor allem nicht in den englischen Liga- und Cupbewerben. Große Erfolgs- und Misserfolgsgeschichten sind damit verbunden, Legenden daraus geworden.
Es gibt Clubs, die sich bereits im offiziellen Vereinsamen einen Beinamen geben, beispielsweise Tottenham Hotspur, Manchester City, Newcastle United oder Bolton Wanderers. Die richtigen Beinamen, sind jedoch andere (siehe Liste der Clubs unten). Sie leiten sich etwa gleich aus den offiziellen Beinamen ab – um im Beispiel zu bleiben Spurs, Citizens, United, Trotters. Manche Beinamen beziehen sich nur auf die Vereins- bzw. Heimtrikotfarbe (z.B. Liverpool, Chelsea, Everton, Tottenham, Burnley), manche sind (mitunter wegen der farblichen Textur der Heimdressen) der Tierwelt entnommen (Leicester City, Hull City, Watford FC). Erstaunlicherweise sind eine Menge Vögel darunter (z.B. Norwich City, Crystal Palace, Brighton & Hove Albion, Sheffield Wednesday). Andere wiederum beziehen sich auf unmittelbare lokale Industrien/Besonderheiten zum Vereinssitz (z.B. Stoke City, Arsenal, Southampton). Und manche Clubs eignen sich im Laufe der Zeit gleich mehrere solcher Beinamen an (zB. Everton, West Bromwich, Burnley).
Diese Club-Beinamen sind im internationalen Vergleich einzigartig. Die wirkliche Besonderheit dabei dürften jedoch die Vogelnamen einnehmen.
Singvögel und Vagabunden
Unter den aktuell 20 Mannschaften der Premier League befinden sich 7 mit einem Tiernamen, darunter 3 Vogelnamen-Teams: Crystal Palace, West Bromwich Albion, Swansea City.
Noch krasser ist die Vogel-Perspektive in der zweithöchsten Spielklasse. Von 24 Teams tragen gleich 7 Clubs den Beinamen eines Vogels!
Zusammenfassend lässt sich daher behaupten, 10 der 44 englischen Top Clubs in der Saison 2016/17 identifizieren sich namentlich mit einem Vogel. Umso erstaunlicher, dass die meisten davon noch dazu harmlose, meist sogar einfache Singvögel sind: Drossel, Elster, Rotkehlchen, Kanarienvogel , Möwe, Schwan, Pfau, Eule.
Wie kommt das?
Eine spannende Frage, auf die eine einzige einfache Antwort garantiert falsch ist.
Versuchen wir es mal in diese Richtung: weil ein Fußball fliegt wie ein Vogel. Oder weil das Glück ein Vogerl ist. Oder weil ornithologische Bezeichnungen einfach zum Fußball gehören – man nennt ja auch das Vortäuschen eines Fouls „Schwalbe“ (übrigens sagt man im Englischen „Dive“ dazu – also irgendwie was komplett anderes, jedenfalls tauchen Vögel im Allgemeinen eher selten).
Vielleicht hat es auch mit dem eher ländlichen Umfeld zu tun, aus dem sich die Gründervereine der Football League anno 1888 zusammengesetzt haben. Einige dieser Clubs hatten ja bereits offizielle Beinamen wie County, Wanderers oder Rovers (den FC Burnley, entstanden aus den Burnley Wanderers und den FC Stoke, entstanden aus den Stoke Ramblers müsste man auch noch zu den Wolverhampton Wanderers, Bolton Wanderers und Blackburn Rovers hinzuzählen). Und während die Fußballprofis damals so übers Land wanderten oder vagabundierten, selbst wenn es nur von einem Fußballclub zum anderen war, konnte ihnen dabei schon der eine oder andere Vogel begegnen, oder eben begleiten. Und daraus resultierten dann die vielen Vogelnamen im Beinamen.
Ist natürlich Blödsinn. Die eine Antwort gibt es nicht. Sie ist vielmehr in den individuellen Club-Geschichten in vielen Antworten zu finden. Nehmen wir es einfach als Phänomen, als Britische Besonderheit hin.
Viel wichtiger ist ohnehin, welchen namenstheoretischen Effekt ein Club-Beiname hat.
The Peacocks 1992
Hier zeigt die Erfahrung allerdings, dass Vogelnamen nicht die Erfolgversprechendsten sind. Zählt man die Titelgewinne der englischen Clubs, sind eindeutig neutrale Farbnamen (zB. Reds, Blues, Whites), sowie aggressiv anmutende Bezeichnungen ( zB. Gunners, Red Devils) die Richtigen. Der letzte Meisterschaftsgewinner mit einem Vogelbeinamen heißt Leeds United – The Peacocks. Das war 1992. Andere Tiernamen sind auch nicht erfolgreicher. Derby County, oder The Rams (Die Widder), ist der letzte Vierbeiner-Meister vor The Foxes aus Leicester. Und das war 1975.
The Black Cats 1973
Auch im FA Cup, dem ältesten Fußballbewerb der Welt, verhält es sich nicht anders. Hier muss man das Rad bis 1973 zurückdrehen, um zu einem Gewinner mit Tiernamen zu kommen: The Black Cats – auch als Sunderland AFC bekannt. An dieser Stelle sei hinzugefügt, dass der Sunderland AFC damals noch gar nicht offiziell den Beinamen The Black Cats trug, die schwarze Katze war zu diesem Zeitpunkt bloß im Emblem des Anhängerclubs von Sunderland AFC. Das Finale von 1973 gewannen sie übrigens gegen den Titelverteidiger Leeds United, also auch ein Tiernamenträger.
Den Vereinspräsidien und Fußballclubmarketingchefs Englands sei daher dringend nahe gelegt, sich um den richtigen Beinamen zu bemühen. Möglicherweise machen das bereits all jene Clubs, die schon mehrere Beinamen haben. Sich dabei über die Farbe zu definieren, wäre fast schon eine Erfolgsgarantie. Tier- und Vogelnamen sind hingegen nur dann sinnvoll, wenn man sich, wie Leicester City im letzten Jahr bewiesen hat, gegen die Moiren (die Schicksalsgöttinen) durchzusetzen vermag. Ein Vogel oder Tier im Vereinswappen hingegen macht sich nicht nur gut – man denke an den ‘Liver Bird’ des FC Liverpool oder den eitlen Gockel der Spurs – er kann auch dazu beitragen, dass die nötigen Erfolge auch eingefahren werden. Ein Löwe ist allerdings am Emblem noch besser als ein Hahn, das zeigen die Vereinswappen von Chelsea und Aston Villa.
Gleich drei Löwen im Wappen zu tragen mag hingegen etwas übertrieben sein. Böse Zungen behaupten, drei Singvögel hätten eine ähnliche Erfolgswirkung. Man könnte allerdings drei Singvögel am Wappen tragen, das Team aber Three Lions nennen.
Das wäre ein Versuch wert, in England, im Mutterland des Fußballs.
Die wahren Club-Namen in der obersten Englischen Liga, der Premier League 2016/17:
Arsenal FC – The Gunners AFC Bournmouth – The Cherries FC Burnley – The Clarets, The Turfites, Moorites, Royalites Chelsea FC – The Blues, The Pensioners Crystal Palace FC – The Eagles, The Glaziers Everton FC – The Toffees, The Blues, The Black Watch, The School of Science, The Peoples Club Hull City AFC – The Tigers Leicester City FC – The Foxes Liverpool FC – The Reds Manchester City FC – The Citizens, Sky-Blues Manchester United FC – The Red Devils Middlesbrough FC - Boro Southampton FC – The Saints Stoke City FC– The Potters Sunderland AFC– The Black Cats, The Rokerites, 'The Lads' or 'The Mackems' Swansea City AFC – The Swans Tottenham Hotspur FC – Spurs, Lilywhites Watford FC – The Hornets West Bromwich Albion FC – The Baggies, The Throstles (Drosseln) West Ham United FC – The Hammers, The Irons, The Academy of Football
Die wahren Club-Namen in der zweithöchsten Englischen Liga – Championship 2016/17:
Aston Villa FC - The Villa (Villans), The Lions, The Claret & Blue Army Barnsely FC – The Tykes Blackburn Rovers FC – The Rovers Brentford FC – The Bees, The red and white army Brighton & Hove Albion FC – The Seagulls Bristol City FC – The Robins Burton Albion FC – The Brewers Cardiff City FC – The Bluebirds Derby County FC – The Rams Fulham FC – The Cottagers, The Whites, The Black and White army Huddersfield Town AFC – The Terriers Ipswich Town FC – The Blues, Town, The Tractor Boys Leeds United FC – The Whites, The Peacocks, United Newcastle United FC – The Magpies, The Toon (Fans: Geordies, Toon Army) Norwich City FC – The Canaries, City Nottingham Forest FC – The Reds, Garibaldi Reds, Forest, Tricky Trees Preston North End FC – The Lilywhites, The Invincibles, PNE, North End Queens Park Rangers FC – QPR, The R’s , The Hoops, Super Hoops, Reading FC – The Royals Rotherham United FC – Merry Millers, The Millers Sheffield Wednesday FC – The Owls Sheffield United FC – The Blades Wigan Atheltic FC – The Latic Wolverhampton Wanderers FC – The Wolves
Gründungsmitglieder der Football League 1888:
Preston North End (1. Meisterschafts- und Pokalsieger) Aston Villa Wolverhampton Wanderers Blackburn Rovers Bolton Wanderers West Bromwich Albion Accrington FC Everton Burnley (Burnley Rovers) Derby County Notts County FC Stoke (Stoke Ramblers)