Ein evolutionärer Bedeutungsschub unter Fußballernamen und Rückennummern
Früher war alles besser. Leichter sowieso. Einfacher.
Bis vor kurzem gab es kaum Doppeltes im Fußball. Ja, den Doppelpass, einen Doppelpack,
oder eventuell einen Doppelwechsel. Aber sonst …? Spielerspezifisch gab es nur zwei
Attribute, die auf ein „Doppel“ hindeuten konnten, den Nachnamen und die
Rückennummer.
Was die Nachnamen betrifft, war es wirklich einfach. Denn eigentlich deuteten nur Brüderpaare in einer Mannschaft auf ein Doppel hin. Gary und Phil Neville etwa, Frank und Ronald de Boer, Yaya und Kolo Touré, Bernd und Karlheinz Förster, oder Willly und René van de Kerkhof, etc.
Und die Doppel-Eins, die 11, war lange Zeit die einzige Rückennummer mit doppelter Ziffer. Noch dazu mit der schönen Eigenschaft, dass selbst die Quersumme 2 eine Verdoppelung im wahrsten Ziffersinn bedeutet.
Zählten schon in früheren Zeiten Spieler mit der Rückennummer 11 zu den schnellsten Angreifern, meist mit einem starken linken Fuß, einem satten Schuss und hohen Marktwert, so hat sich das bis heute nicht geändert. Man könnte Legenden wie Jupp Heynckes, Jorge Valdano, Rivelino, Ronaldinho, Karl Heinz Rummenige und Ryan Giggs durchaus mit Mo Salah, Gareth Bale, Marco Reus, Ousmane Dembele, Memphis Depay, Angel di Maria oder Wilfried Zaha vergleichen.
Und weil die Rückennummer 11 auch als Synonym für die elf Spieler einer Fußballmannschaft steht, der Torman im Regelfall die Nummer 1 trägt, so hat die Doppel-Eins schon was Spezielles. Die trägt man nicht einfach so, sie ist bedeutend, beliebt und umkämpft wie die 10 oder die 9. Gegenüber diesen beiden hat sie noch dazu den Vorteil einen Mehrwert anzudeuten.
Die 11 ist noch immer sehr beliebt. Doch aufgrund der größeren Mannschaftskader ergeben sich neue Zahlenspiele und Kombinationen durch Verdoppelungen. FIAA hat bereits in einem Artikel auf die phänomenale Beliebtheit der Doppel-3, also der 33, als Rückennummer hingewiesen.
Umso interessanter erscheint es, dass die 22, also die Doppel-2 und gleichzeitig die Doppel-11 immer populärer zu werden scheint. Und das eben nicht nur bei jungen Nachwuchsspielern in einem Team. So stehen mittlerweile sogar häufig auf beiden Seiten ein 22er in der Startelf. In der Primera Division trifft dann beispielsweise Franco Vázquez (FC Sevilla) auf Raúl García (Athletic Bilbao), Arturo Vidal (FC Barcelona), Santi Mina (Valencia CF) oder Isco (Real Madrid). In der englischen Premier League tragen Willian (FC Chelsea), Nathan Redmond (FC Southampton) oder Teemu Pukki (Aufsteiger Norwich City) die 22. Einer der vielversprechenden Jungstars von Ajax Amsterdam, Hakim Ziyech, macht diese Rückennummer im Jahr 2019 noch populärer. Wer weiß, vielleicht ist die 22 die neue 11?!
Andere Doppelziffernummern werden auch immer häufiger von Stammspielern getragen. Die 44 streifen Cesc Fàbregas (AS Monaco), Ivan Perisic (Inter Mailand) oder Kostas Manolas (AS Roma) über.
Bei den Fußballernamen ist ein noch interessanterer Entwicklungsschub festzustellen. Speziell in der Premier League kann darüber nicht mehr hinweggesehen werden. Immer mehr Jungstars tragen Doppel-Namen:
Trent Alexander-Arnold (FC Liverpool), Ainsley Maitland-Niles (FC Arsenal), Ruben Loftus-Cheek, Callum Hudson-Odoi (beide FC Chelsea), Aaron Wan-Bissaka (Crystal Palace) oder Dominic Calvert-Lewin (FC Everton), um die vielleicht wichtigsten zu nennen. In naher Zukunft könnte man bei der Nominierung der Startelf des englischen Nationalteams glauben 22 Spieler stünden am Platz. Was für England ein beachtenswerter psychologischer Vorteil bei einem Turnier sein dürfte.
Bei all diesen scheinbar unbedeutenden Zufälligkeiten möchten wir noch zwei Doppelte herausstreichen: Alexis Sánchez, Rekordtorschütze Chiles und aktuell bei Manchester United unter Vertrag heißt in vollem Namen Alexis Alejandro Sánchez Sánchez (sic!); Liverpools Jungstar Alexander-Arnold trägt nicht nur zwei Vornamen als Nachname, sondern auch die 66 am Rücken – ein wahrhaftig doppelter Doppelter!