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Wer sich in einem Fußballstadion schon mal die Ohren zugehalten hat, sollte mal seine Nase in das High Fidelity Stadion stecken und die dortige Atmosphäre schnuppern. Der potenzielle Höllenlärm lässt die Gastmannschaften schon ehrfürchtig anreisen – so manche Gegner sehen dann auch richtig blass aus.
Aber Lautstärke ist nicht alles. Am Feld zeigen die Lautsprecher erstaunlich subtile Tricks. Allein schon die Sturmreihe. Sie besteht nominell sogar aus 6 Angreifern, tragen doch alle Doppelnamen. Ist vielleicht eine gute Idee – rein namenstheoretisch betrachtet – und könnte für Nachahmung in anderen Stadien sorgen. Nichts für Brasilianer zwar, aber im Mutterland des Fußballs sind Spieler mit Doppelnamen bereits heiß begehrt, wie etwa Alexander-Arnold, Hudson-Odoi oder Maitland-Niles. Ihre Abkürzungen haben es allerdings noch nicht ins Logbuch der Sportjournalisten gebracht. Ja, nicht alle Spieler können gleich CR7 sein.
Die Stürmer der Lautsprecher hingegen schon. Bang & Olufsen (9), Backes & Müller (13) und Bowers & Wilkins (10) kennt jeder, der sich auch nur beiläufig mit der Materie befasst.
Ob aktiv oder passiv, ihre Attacken werden gewohnt spritzig, dynamisch und durchsetzungsstark vorgetragen, unnachahmlich und natürlich. Dabei verfügen alle Frontspieler über eine immense Sprungantwort, die hohen Vorlagen zappeln daher häufig im Netz, was wiederum den Klirrfaktor im Publikumsbereich ansteigen lässt.
Die Mitteltöner in diesem 3-Wege-Spielsystem zeichnen sich durch immense Spielfreude, exaktes Timing und besonders steile Flanken im Umschaltspiel aus. Der eine oder andere mag gerne auch als Filigrantechniker bezeichnet werden, wobei gerade Mittelfeldregisseur T+A (21) immer wieder detailgetreu unter Beweis stellt, wie Hochpassfilter in Theorie und Anwendung das Spiel beschleunigen können. Apropos: das präzise Passspiel zelebriert die gesamte Mannschaft, ob indirekt im Dreieck angewinkelt, oder im direkten Zuspiel in die Tiefe des Raumes.
Auffallend ist Leihspieler KEF mit der Nummer 50. LS 50 wird aller Voraussicht nach in der nächsten Transferperiode fix verpflichtet. Der Trainer hat sich zuletzt dahingehend geäußert, möchte er doch alle Komponenten des Zusammenspiels berücksichtigen und in der Praxis fein abstimmen. Einen solchen Punktstrahler könnte er jedenfalls für Freistöße und Elfmeter sehr gut brauchen.
Das Herz dieses Teams sind jedoch die Verteidiger. Sie stehen meist recht tief. Alle sind mit einem soliden Bassfundament ausgestattet, spielen impulsgenau und sorgen mit ihren eher homogenen Klangfarben für entsprechende Korrekturen im Frequenzgang der gegnerischen Angriffe.
Bis auf Genelec, im Panorama ganz rechts (2), sind sie sehr groß gewachsen. Ihr Chassis ist robust, resonanzarm und eher steif. Das muss für eine saubere Leistungsübertragung auch so sein. So zeichnet sich ihr Spektrum durch gewissenhafte Neutralität aus – man könnte aber auch sagen, ihre Spielweise ist knochentrocken.
Nicht viele Mannschaften haben gleich einen Zauberer im Tor. „Mr. Magic“ (5), wie er von seinen Fans auch genannt wird, verfügt mit seinem Membranhub über die ultimative Dynamik. Er macht sich möglichst breit im Raum. Hochfrequente dynamische Attacken des Gegners sind ihm ein wahres Vergnügen, bei denen er stets seine Lufthoheit unter Beweis stellt.
Als Kapitän des Teams ist er auch das Sprachrohr der Spieler. Bei Interviews ist er im Ton mal satt oder mal ganz fein, und besonders bei leisem Pegel eindrucksvoll akzentuiert. Magisch eben.