
Zu Maria Theresias Zeiten soll sich unter Adeligen ein ganz Besonderes Spiel zugetragen haben. Man könnt‘ meinen die Wiener konnten damals das Rad der Zeit vordrehen. Sogar 195 Minuten sind da schnell vorüber. Die Relativität der Zeit beweist sich physikalisch erst viel später.
Im Mittelpunkt des Geschehens, stets anspielbereit, steht ein junger Mann (der, so nebenbei bemerkt, im echten Leben eine Frau ist), der technisch so versiert ist, dass er am Platz drei Positionen beinahe gleichzeitig einnimmt.
Zu Beginn sind er, als Quinquin (1), und Bichette (6) kaum vom Ball zu trennen. Doch schon bald gesellt sich Baron Ochs (4) dazu und stört dieses Tête-à-tête. Er erkennt aber in seiner testosterongesteuerten Altersstarrsinnigkeit – das soll bei Mittelfeldspielern über 30 öfter vorkommen – erst gegen Ende der regulären Spielzeit, dass seine steten Doppelpassversuche mit Mariandl (11) an einer Finte des Grafen Rofrano (10), dem Überbringer der silbernen Rose, scheitern. Der junge Graf, eben noch ‚der Bub‘ (1) oder das Dienstmädl (11), erobert im Sturmlauf nicht nur die Herzen der Fans, sondern auch das von Sophie (9). Im Panini-Album des 18. Jahrhunderts, dem Ehrenspiegel Österreichs, hat sie zuvor schon all seine Namen gesammelt.
Der Baron fühlt sich allein gelassen – „Spiel’n alle unter einem Leder gegen meiner!“, die ihm geltenden „Papa, Papa!“ Anfeuerungen der jungen Fans treiben ihn fast in den Wahnsinn und er ruft wiederholt den Polizeikommissar (4) zu seiner Verteidigung. (Anmerkung: die Schiedsrichter waren seinerzeit noch Teil einer Mannschaft.) Das lerchenauisch Glück hat ihn verlassen.
Der echte Papa, Faninal (7), ein Aufsteiger, forciert zunächst das Spiel zwischen Sophie und dem Baron, muss jedoch später feststellen, dass die jungen Leut‘ nun das richtige, wenn schon nicht das beste Sturmduo bilden. Die Marschallin (6) (damals bezeichnete man den Mannschaftsführer noch nicht Kapitän) lenkt ein – alles ist nichts weiter als eine wienerische Maskerad‘. Nicht nur sie, wir alle sind im Zeitenspiel gezwungenermaßen bloß Zuschauer:
„Und man ist dazu da, dass man’s ertragt. Und in dem Wie – da liegt der ganze Unterschied“ fügt die Marschallin fußballphilosophisch hinzu.