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Rotation ist das Zauberwort. Viele Trainer fordern ständige Bewegung und Rotation von ihren Spielern. Keine Fußballmannschaft der Welt rotiert jedoch so viel wie die Belgischen Radrennfahrer. Ihre Startformation nennt man deshalb auch „Belgischer Kreisel“. Ursprünglich entwickelt, um Kräfte zu schonen und später bei Angriffen über den erforderlichen Punch sowie die nötigen Energiereserven zu verfügen. Ausgeklügelt und durchdacht also.
Die Taktik ist zudem äußerst flexibel und richtet sich nach den jeweils örtlichen Wettergegebenheiten, zu allererst nach Windstärke (Rotationsgeschwindigkeit) und Windrichtung (Rotationsform). So kann der Belgische Kreisel mal beinahe gerade wie eine Kerze oder auch elliptisch bis kreisrund sein. Manchmal bilden sich auch zwei kleine Kreisel, einer für die Attacken und einer für all jene, die eher hinten zu finden sind.
Die allermeisten belgischen Profi-Radrennfahrer haben, schon rein namenstheoretisch betrachtet, ein irres Potenzial. Einige aus der Elf erinnern an aktuelle Fußballgrößen, wie etwa Fred De Bruyne (8), Eric Leman (1) oder Gaston Rebry (7). Der womöglich größte Belgier der Geschichte überhaupt trägt einen geradezu episch-brasilianischen Namen: Édouard Louis Joseph Baron Merckx (10). Ihn nannten sie auch „Der Kannibale“, eine Titulierung, die heute im Profifußball auch auf Luis Suárez zutreffen könnte, würde er nicht schon „El Pistolero“ gerufen werden.
Und Roger De Vlaeminck (2), Rik van Looy (4), Rik van Steenbergen (3) und Edwin van Hooydonck (5) wären, rein namenstechnisch, eine perfekte Vierer-Abwehrkette, die wohl niemals reißen würde.
Viele der legendären Größen im Belgischen Kreisel waren Weltmeister. Alle haben sie den einen oder anderen Klassiker (mehrmals) gewonnen. Wobei ‚Mailand – Sanremo‘ nicht mit ‚Napoli – Roma‘ verglichen werden kann. Und die „Hölle des Nordens“, also ‚Paris – Roubaix‘ hat nichts mit ‚Aberdeen – Dundee‘ zu tun, die Brutalität des dortigen Kopfsteinpflasters nichts mit Simmering gegen Kapfenberg.
Einzig bei Lüttich–Bastogne–Lüttich ist schon im Titel klar, dass es sich um einen Radrennklassiker handelt und nicht um zwei Landesmeister oder gar Europapokalfinalisten.