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In Minton’s Playhouse, Harlem, fing alles an. Bekanntlich wurde damals in den Straßen New Yorks nicht Fußball gespielt, stattdessen rasend schnelle Melodielinien. Die Hi-Speed Dribbelkünstler unter den Jazzmusikern kreierten den Bebop. Die verminderte Quinte – die flatted fifth – wurde abwärtsgespielt zum zelebrierten Markenzeichen.
Und weil alles so schnell ging findet sich jegliche Quartett-,Quintett-, Sextett- Belegung in der berühmten Diagonal-Formation wieder. In etwa das, was zeitgleich die Clubs Flamengo und Fluminense 1941 in Rio de Janeiro entwickelten, nur noch extremer.
Diese hochmoderne 1-1-2-1-1-2-1-1 Formation ist nicht nur eine absolut symmetrische Aufstellung, sondern auch Zähl-, Takt- und Strukturgeber. Bei Tempo 180 bis 220 bpm wäre auch nahezu Unmenschliches verlangt weiter als 2 zu zählen. Die musikalische Form ergibt sich ebenso aus diesem „1-1-2-1“-Grundelement. Es liest sich – „zuerst Du, dann ich, dann wir beide – unisono“ – ob nun das Hautthema vor- oder den Solos nachgestellt wird.
Die Rhythmusgruppe – das Fundament des Bebop-Gebäudes – legt die Basis für diese Equipe. Die Championsleague-Dominatoren der 40er und beginnenden 50er Jahre bauen auf eine stabile Verteidigung – ein Geflecht aus Bass, Schlagzeug und Piano. Dazu gesellen sich Gitarre-Posaune-Variationen im Mittelfeld und die Melodieinstrumente Saxophon und Trompete im Angriff. Die Tempoläufe der Stürmer, etwa des Duos Parker (7) – Gillespie (10) haben es in sich. Die verteidigende Mannschaft, kann sich maximal auf einen der beiden stürzen. Sobald zwei weitere Flügelsolisten Teil der Tempoattacke sind – etwa Sonny Stitt (11) und Fats Navarro (26), wird die gegnerische Mannschaft automatisch zum Trainingspartner degradiert. Und selbst wenn die Angreifer mal Luft holen, halten Bud (42), Nick (5) und Max (4) das Tempo hoch.
Shows dieser Champions sind von diesen rasenden Unisono-Stellen dominiert, es braucht nur Codewörter wie Manteca oder Donna Lee, und schon geht die Post ab. Bei Cherokee wird Bird (7), mit dem härtesten am Planeten aufzutreibenden Rohrblatt im Mund, erst lebendig.
„Ich würde mich freuen, wenn das, was ich spiele einfach Musik genannt würde“ – gut möglich, dass wir diesen Satz von Charlie Parker einmal von einem Fußballer über sein Spiel hören werden.